Freitag, 8. Oktober 2010

Der erste Monat ist um




Nun lebe ich schon seit ungefähr einem Monat in Kenia, Embu. So langsam habe ich auch realisiert, dass das alles kein Urlaub ist, sondern nur der Anfang von einem hoffentlich super interessanten Jahr.
Aber trotzdem ist noch so vieles neu und ich bin immer noch am entdecken.
So langsam habe ich hier aber einen richtigen Alltag.
Morgens wird um kurz vor neun aufgestanden.  Es wird einige bestimmt verwundern, aber ich bin bisher jeden Tag ALLEINE aus dem Bett gekommen und hab noch nie wirklich verschlafenJ. Mal sehen wie lang das noch so bleibt.
Zum Frühstück gibt es meistens ungetoastetes Toast mit Butter und Marmelade. Manchmal gibt es auch Süßkartoffeln, Bananen oder Orangen. (Leider werden hier die leckeren Früchte nur als eine Art Nachtisch gegessen). Es ist genial. Maracujas, Bananen, Ananas, Papayas, Wassermelone und viel Leckeres mehr bekommt man super billig an der Straße. Die meisten Früchte sind zwar kleiner und nicht so perfekt aussortiert wie in deutschen Supermärkten, aber sie schmecken einfach besser und oft auch süßer wie man es gewöhnt ist.

Nach dem Frühstück geht es mit dem Matatu zur Arbeit. Die meisten Fahrer kennen uns nun schon und haben mich auch direkt angesprochen, als ich mal alleine unterwegs war, wo denn meine Freundin sei. Selbst im Supermarkt, zu dem wir nach der Arbeit gehen, wurde ich gefragt wo denn meine Freundin sei. Embu ist zwar nicht so groß, aber trotzdem scheint es so, dass wir extrem auffallen und in den Köpfen hängen bleiben.
In meinem Projekt ist zum Glück nicht jeder Tag genau gleich. Aber das heißt leider auch, dass es nicht immer wirklich Arbeit für uns gibt.
Meistens kommen wir an und versuchen Sharon zu wecken. Sie ist ungefähr zwei Jahre alt und die jüngste, die dort lebt. Sie ist ein kleiner Morgenmuffel, deswegen ist es nicht immer einfach sie zu waschen. Nach dem wir sie gewaschen, gewickelt und angezogen haben gibt’s Frühstück für sie.

Danach nehmen sich Melanie und ich eigentlich die Wäsche vor. Leider ist dass nicht immer ganz so angenehm. Der Wäschekorb steht im Bad, das heißt dass die ganze Wäsche immer etwas feucht ist. Auch die voll gepinkelten Klamotten liegen im Wäschekorb, sowie Fliegen und Armeisen, die sich da irgendwie extrem wohlfühlen.
Danach helfen wir in der Küche, um das Essen zuzubereiten. Das Lieblingsessen, das es auch fast täglich gibt, ist „Kitheri“. Das ist eine Art Soße mit Mais, Bohnen mit Zwiebeln, Tomaten und Karotten. Dazu gibt es entweder Reis oder „Ugari“, auch genannt „white cake“. Es wird einfach in kochendes Wasser so vie l Maismehl gegeben, dass es eine feste Masse wird. Schmeckt nach nicht viel und uns Europäern wird hinterher gesagt, dass wir alle Salz hinzufügen würden. Und diesem Vorurteil muss ich irgendwie zustimmen.
Einen besonderen leckeren Schmaus gab es erst letztens. Wie ich schon mal erwähnt habe, hat das Heim auch Hühner, aber jetzt eben zwei weniger. AntiMilka meinte wegen uns lassen sie den Kopf außen vor und werden den abends in die Suppe tun. Die Kids sind total auf die Füße abgefahren.


Aber nicht nur im Projekt, sondern auch zu Hause gab es schon Hühnchen zum Essen. Da hab ich zum ersten Mal gesehen wie man so ein Ding schlachtet. War einerseits echt interessant, aber andererseits auch nicht ganz so appetitlichJ.

Um kurz vor eins kommen die Kids dann von der Schule. Dann bekommen die größeren das Essen in die Vesperdose gepackt und für die Kleinen servieren wir die Teller. Es ist super schade, dass ich kein Suaheli spreche. Ich würde so gerne verstehen, was die Kinder so von der Schule erzählen. Ich kann sie zwar auf Suaheli fragen, wie die Schule war, versteh aber dann leider nur „nzuri“ (= gut). Aber ich tue mein Bestes um das zu ändern. Leider machen es die anderen Mitarbeiter mir nicht einfacher, denn sie möchten uns gleichzeitig auch noch Kikuyu beibringen.
Nach dem Essen werden nur manchmal Hausaufgaben gemacht. Oft werden die Kids direkt ins Bett geschickt. Dann heißt es für Melanie und mich spülen, Wäsche abhängen, Schuluniformen bügeln und Schulschuhe zu putzen.
Wenn die Kids aber nicht ins Bett geschickt werden, beschäftigen wir uns mit den ihnen. Das heißt, dass wir entweder raus gehen und Seil springen, malen oder ähnliches machen. Bisher haben wir nur zwei Mal den Versuch gestartet, mit den Kindern zusammen ein Spiel zu spielen. Leider hat das nicht ganz so funktioniert. Entweder es lag daran, dass es zu schwierig für die Kinder war oder weil sie noch nicht so auf mich hören oder weil mein und ihr Englisch zu schlecht ist. Das erste Mal hat es mich etwas traurig gemacht, als die Kinder angefangen haben sich wegen des Spiels zu streiten und ich es auch nicht mehr stoppen konnte. Aber ich bin optimistisch und freu mich auch auf die Zeit, wenn ich mit allen zusammen was spielen kann, ohne dass es im Streit endet.
Kurz bevor wir gehen, sortieren wir den Reis oder die Bohnen für das Abendessen. Wir machen es nicht auf traditionelle Art. Wir sitzen zusammen am Tisch und sortieren die schlechten einfach aus. Aber einmal sollten wir es auf traditionelle Art versuchen. Das bedeutet man hat eine Art große Schale in der zum Beispiel der Mais ist. Durch das Hochwerfen des Mais auf eine bestimmte Art, werden kleine Steine und lose Hüllen vom Wind weg geweht. Nachdem ich das auch probiert hatte, waren zwar auch keine Steine mehr in der Schale, aber leider auch fast kein Mais mehrJ. Die Lacher waren auf meiner SeiteJ.
An manchen Tagen gibt es dann auch noch Tee und Kekse für alle. Tee ist hier ein Schwarzteebeutel, Milch und Wasser und gaanz viel Zucker.
Auf dem Heimweg treffen wir uns meistens mit Naomi in der Stadt. Zusammen werden auf dem Markt oder im Supermarkt das Zeug für das Abendessen und das Frühstück gekauft. Naomi kennt einige Leute in Embu und das bedeutet wir haben auch schon viele verschiedene Menschen kennen lernen dürfen. Unter anderem auch einen Masai. Er lebt und arbeitet in Embu und wenn er nach Hause geht, legt er seinen Anzug ab und legt seine Ketten und Ohrringe an. Er hat uns zu sich eingeladen um ihn besuchen zu kommen. Ich hoffe, dass wir diese Einladung auf jeden Fall einmal warnehmen können.
Mit dem Matatu geht es dann nach Hause. Eigentlich ist es dann schon dunkel oder es dämmert. Spätestens um 7 Uhr Ortszeit wird es stockdunkel. Aber die Innenstadt beginnt erst so um halb 6 erst richtig voll zu werden. Erst dann werden die meisten Stände an der Straße aufgebaut.
Zu hause wird dann erst mal gekocht. Es ist echt klasse, dass Naomi uns die wirkliche Kenianische Küche beibringen kann. Auch wenn es nicht immer super lecker schmeckt, macht es trotzdem Spaß zu kochen und dabei zuzusehen. Mein Lieblingsessen ist „Chapati“ geworden. „Chapati“ ist ähnlich wie Pfannkuchen, nur dass man bestimmtes Mehl dafür verwendet und die runden „Chapati“ mehrere Schichten haben, ähnlich wie Blätterteig. Dazu gibt es dann eine grüne Soße mit einer Art Linsen.
Wir wollten natürlich auch mal etwas Deutsches kochen. Und da man hier eindeutig täglich Reis isst, haben wir uns für Kässpätzle entschieden. Da es hier keine Waage gibt, wurde der Teig etwas improvisiert. Der Spätzlesteig wurde dann etwas zu fest zum Schaben. Da wir aber auch keine Spätzlespresse hatten, wurde der Teig eben gezupft. Hat zwar etwas gedauert, aber hat funktioniertJ. Leider ist der Käse hier nicht so der Hit, aber eine gute Abwechslung zum Reis war es alle mal. Ob es Naomi, Maureen und Edwin geschmeckt hat wissen wir nicht, aber sie behaupteten ja.

Ansonsten sehen meine Freien Tage bisher so aus, dass ich meine Wäsche wasche und mein Zimmer putze und aufräume. Die meiste Zeit des Tages bin ich dann im Internetcafé. Die letzen Male habe ich auch mein eigenes Notebook mitgenommen, so dass ich skypen konnte. Das Internet ist zwar nicht das schnellste aber es ist mit nicht mal einem Cent pro Minute recht billig. Die Besitzer des Internetcafé kennen uns mittlerweile schon und haben uns auch eingeladen, um mit ihnen in ihre Kirche zu gehen und danach bei ihnen Mittag zu essen.
Das ist ganz typisch für die Menschen hier. Man wird immer eingeladen, damit man sonntags mit zu ihnen in ihre Kirche gehen soll.
Bisher waren wir noch nie zwei Mal in einer Kirche. Leider waren aber von 4 Gottesdiensten nur einer auf Englisch. Das heißt, bei den anderen war es wirklich anstrengend 3 Stunden lang jemanden zuzuhören, den man nicht versteht ohne dabei nicht einzuschlafen. Aber man wird dann wieder wach, wenn alle aufstehen, klatschen, tanzen und singen. Es gibt sogar ein Lied auf Suaheli mit unserer deutschen Nationalhymne als Melodie.


Ansonsten war ich schon auf zwei Birthdayparties. Einmal wurde TotoLove zu jemand eingeladen, den ich aber nicht kannte und das andere Mal wurde bei TotoLove Geburtstag von Alan 8, Roda 17 und AntiRuth 43 gefeiert. Es gibt für jedes Geburtstagskind einen Kuchen, den er selbst anschneidet während die andern Happy Birthday singen. Die Kinder fügen zu dem Happy Birthdaysong noch einen witzigen Teil hinzu: „Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday dear Alan, Happy Birthday to you. How old are you now? (8) How old are you now? (8) Happy Birthday dear Alan, Happy Birthday to you. We went to the zoo, we went to the zoo, we saw a brown monkey and we thought it was you! Was it you?!”
Ansonsten haben wir “Chairdancing” (Reise nach Jerusalem) und Tauziehen gespielt. Und nach den Süßigkeiten und der Limo wurde ganz viel getanzt. Es war super witzig und hat richtig viel Spaß gemacht auch wenn es echt anstrengend war.


Es wird eigentlich nicht wirklich langweilig hier, außer man ist mal wieder am Warten. Das ist eine der vielen Tücken des afrikanischen Lebens hier. Man wartet viel und oft. Die Bedeutung von „ I will come“ ist hier irgendwie eine andereJ. Aber das sind Kleinigkeiten, an die ich mich glaub echt gut anpassen kannJ.
So andere Tücken, mit denen man hier so zu recht kommen muss, sind zum Beispiel die kleineren oder größeren Stromausfälle. Manchmal kann der Stromausfall einfach nur 10 Minuten dauern aber manchmal auch bis zu einer Stunde. So wurden uns also schon im Salon die Fußnägel mit Handylicht lackiert oder wir haben mit Taschenlampenlicht gekocht und gegessen. Nervig werden die Stromausfälle nur, wenn man gerade im Internetcafé sitzt und kurz davor ist, eine E- Mail abzuschicken und es dann dunkel wird.
So etwa jeden dritten Abend kann es vorkommen, dass kein Wasser mehr aus dem Hahn kommt. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm, denn man ist mit reichlich Kanistern ausgestattet. Es ist nur blöd, wenn man dringend aufs Klo gehen möchte und man davor erst mal 3 Eimer mit Wasser in den Klokasten schütten muss. Im Normalfall ist das Wasser auch am Morgen wieder da.

Nach und nach lernen wir immer mehr von Embu kennen. Wenn man weiß, wo man hin gehen muss, ist die Stadt auch gar nicht mehr so klein. Man hat das Gefühl, es gibt nur eine große Hauptstraße, die einmal durch Embu führt. Aber irgendwie ist die Stadt total verschachtelt. Wenn man die richtigen Wege kennt, entpuppt sich aus einem super kleinen Supermarkt für Lebensmittel plötzlich ein Supermarkt für alles was das Herz begehrt. Von Fernseher über Hefte, Besen, Matratzen bis hin zu Klamotten.
Dank Edwin haben wir nun auch gefunden, wo es die Reifenflipflops gibt. Wie schon gesagt, das sind Flipflops, die aus alten, kaputten Reifen gemacht werden. Aus einfachen Rohlingen werden die einfach an den Fuß angepasst. Für nicht mal zwei Euro hab ich mir gleich welche gekauftJ.

Nun ja, das mit dem Abends ausgehen klappt noch nicht so recht, da ich noch nicht genau rausgefunden habe, wo man da hingehen kann. Bisher waren wir nur mit Helen unterwegs (Helen ist 25 und super nett. Wir haben sie durch TotoLove kennengelernt). Wir waren zwei mal was Trinken in einem kleinen Lokal direkt bei uns um die Ecke. Es ist nicht groß, aber es gibt immer Live Musik, eine kleine Tanzfläche und eine Bar.

So, jetzt hab ich glaub das Gröbste erzählt, wie mein Leben hier bisher so abläuft. Ich fühl mich richtig wohl. Zwar ist es nicht immer ganz einfach mit sieben Menschen auf so engem Raum, aber es ist auf jeden Fall auszuhalten.
Sonst hatte ich auch bisher noch keinen Durchfall oder ähnliches. Das Einzige was mir bisher unangenehmes passiert ist, war ein kleiner Zwischenfall in der Stadt. Dummerweise hatte ich mein Handy in der Hosentasche und ein junger Mann hatte versucht, es mir zu klauen. Zum Glück hatte ich seine Hand aber früh genug bemerkt und konnte ihn wegschieben. War zwar kurz geschockt, aber ich denke ich weiß nun, dass ich mein Handy nie wieder sichtbar in meiner Hosentasche tragen werdeJ.

Klasse finde ich auch, dass meine nächsten Wochenenden schon verplant sind. So langsam komm ich hier richtig an und fühl mich wie zu HauseJ. Nächstes Wochenende wird mich John besuchen kommen. Er ist ein anderer Freiwilliger, den ich auf meinem Vorbereitungsseminar kennen gelernt habe. Er wohnt im Moment auch in Kenya. Das darauf folgende Wochenende möchte Ruth mit uns zu ihrer Tochter fahren. Dann geht es noch nach Nairobi, um andere Freiwillige zu besuchen, die dort wohnen. Vielleicht auch mal um PIZZA zu essenJ. Und danach möchte AntiMilka uns ihren Eltern vorstellen. Dort werden wir glaub ich aufs Land fahren und haben dabei die Möglichkeit, wieder Neues kennen zu lernen.

Ich bin super gespannt auf die kommende Zeit.